Naturschutz ist Klimaschutz

Es geht nicht um ein "entweder / oder" - es geht nur gemeinsam!

Leider gibt es immer wieder Diskussionen darüber, was denn wichtiger sei, Klima- oder Natur- und Artenschutz. Aber auf eine falsche Frage kann es keine richtige Antwort geben. Denn so einfach ist es nicht, weil beide Themen von größter Wichtigkeit und auch miteinander verflochten sind. Klima und Artenvielfalt sind beide für die Lebensqualität von uns Menschen unverzichtbar und voneinander abhängig. Wenn sich das Erdklima weiter verändert, werden auch viele weitere Arten betroffen sein, so wie viele Gebiete unbewohnbar werden, wodurch der Druck auf Gunstlagen noch weiter steigen wird. Die vielen Ökosystemleistungen, wie Rohstoffe, Nahrungsmittel, Bestäubung, Reinigung von Luft und Wasser, Regulation des Klimas, Retention und Erosionsschutz, können uns Natur und Arten nur bieten, wenn das Ökosystem durch seine Diversität widerstands- und anpassungsfähig ist. Daher kann es nicht um ein „entweder / oder“ gehen.

Die Erneuerbaren Energien sind wichtig, um die fossilen zu ersetzen und die Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Zusätzlich müssen wir aber die Begrenztheit unseres Planeten akzeptieren und uns von dem Gedanken verabschieden, dass neue Technologien allein die Lösung sind. Auch Erneuerbare Energien sind nicht endlos ausbaubar, schon gar nicht ohne Rücksicht auf Arten und ihre Lebensräume. Dabei ist auch zu bedenken, dass die Arten bereits durch viele weitere Ursachen unter Druck sind. Bodenversiegelung, Biotopzerstörung, Luft- und Lichtverschmutzung, Intensivierung der Landwirtschaft, Zersiedelung u.v.m. führ(t)en bereits zu einem massiven Lebensraumverlust. Daher muss zur Lösung des Problems überall angesetzt werden und in Bezug auf Energie ist vor allem auch die Reduktion des Verbrauchs von größter Wichtigkeit.

Leider wird in der Diskussion meist vergessen, dass Naturschutz auch oft direkt zum Klimaschutz beiträgt. Dabei sind die Stoffkreisläufe von Kohlen- und Stickstoff auf der Erde wichtig, denn durch die Störung derselben kommt es zur Freisetzung von Treibhausgasen. Natürliche alte Wälder z.B. speichern Kohlenstoff langfristig im Boden (siehe Fachbeitrag unten) und Moore setzen bei Störung riesige Mengen an Kohlenstoff frei.

Auch Stickstoff, die Überwindung der natürlichen Grenzen seiner Verfügbarkeit seit der Erfindung der industriellen Fixierung zur Düngemittelproduktion am Anfang des 20. Jahrhunderts, die immer noch fortschreitende Intensivierung der Land- und Forstwirtschaft sowie Luftverschmutzung durch Energiegewinnung, Industrie und Verkehr spielen eine wichtige Rolle. Bei den chemischen Umsetzungsprozessen kommt es zur unbeabsichtigten Freisetzung von Stickstoffverbindungen in Form von Treibhausgasen in die Atmosphäre sowie durch Verfrachtung über Wind und Regen als gefährlicher Dünger auf natürliche Lebensräume.

Die Landesumweltanwaltschaft bekennt sich daher ausdrücklich zum Klimaschutz und auch zu Erneuerbaren Energien, zu Forschung und Entwicklung sowie zur Lebensmittel- und Rohstoffproduktion aus extensiver Land- und Forstwirtschaft, allerdings nicht statt Natur-, Arten- und Lebensraumschutz, sondern unter zwingender Berücksichtigung des ebenfalls notwendigen Erhalts der Biodiversität und Schonung der vielfältigen, natürlichen Ressourcen. (gs)

Alte natürliche Wälder speichern große Mengen an Kohlenstoff und sind daher wichtig für den Klimaschutz

Fachbeitrag von Gishild Schaufler

Aufgrund aktueller Diskussionen über die Bewirtschaftung von Wäldern zur CO2-Speicherung und verkürzten Äußerungen über CO2-Freisetzung beim „Verfaulen“ von morschen Stämmen im Naturwald, wird in diesem kurzen Fachbeitrag eine Zusammenfassung über die Vorgänge der CO2- bzw. Kohlenstoffspeicherung in Wirtschafts- und Naturwäldern bereit gestellt. Damit soll dem möglichen Missverständnis, Naturwälder wären schlecht für den Klimaschutz, entgegen gewirkt und die Wichtigkeit von alten natürlichen Wäldern für die CO2-Speicherung und den Klimaschutz ins Bewusstsein gerückt werden.

Der Kohlenstoffkreislauf (wie auch alle anderen Stoffkreisläufe und deren Interaktionen untereinander) stellt ein äußerst komplexes System dar. Bei diesem Kreislauf zwischen Atmosphäre und Biosphäre kommt es immer wieder zu einer Speicherung und Freisetzung von Kohlenstoff (C). Aufgrund der weitreichenden zusätzlich durch den Menschen verursachten CO2-Abgaben an die Atmosphäre seit der industriellen Revolution wurde das natürliche Gleichgewicht aber gestört. Der hohe CO2-Gehalt ist neben anderen Treibhausgasen verantwortlich für den Klimawandel. Um den dramatischen Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre einzudämmen, ist es neben weiteren Reduktionsmaßnahmen wichtig, bestehende Speicher, wie Wälder, zu schützen.

Grundsätzlich kann der Wirtschaftswald nur einen wachsenden Kohlenstoffspeicher darstellen, wenn der Holzzuwachs größer ist als die Ernte, weil bei der Verwertung des Holzes aus einem Wirtschaftswald, wenn es z.B. als Brennstoff verheizt wird oder der Lebenszyklus eines hergestellten Produktes zu Ende geht, der Kohlenstoff wieder freigesetzt wird.

Durch Aufforstung kann es aber wieder zu einer Kompensation des Kohlenstoffverlustes durch die erneute Aufnahme in der Vegetation kommen. Auch in einem Naturwald wird durch das Absterben von Bäumen Kohlenstoff freigesetzt, der aber durch die gleichmäßige Naturverjüngung aufgrund der gemischten Altersstruktur auf natürliche Weise wieder gespeichert wird. Allerdings sind bei diesem Kreislauf noch viele weitere Punkte zu berücksichtigen, wie nachfolgend beschrieben wird.

Der Fachbeitrag zum Download: