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Alle Jahre wieder werden zum Jahreswechsel Raketen und Böller in die Luft gefeuert, durchaus schön anzuschauen, doch übrig bleiben Städte in Nebel, Feinstaub-Smog und bergeweise Müll. Innerhalb kürzester Zeit werden tonnenweise Feinstaub in die Umgebung freigelassen, welche als PM10 in der Luft verbleiben und dadurch die Umwelt belasten. Der Österreichische Verein für Kraftfahrzeugtechnik (ÖVK) berichtet, dass die Partikelemissionen aus Feuerwerken in Deutschland derzeit so hoch sind, wie die gesamte PM10-Abgasemissionen aller Fahrzeuge, ähnlich sei dies in Österreich der Fall. Das bedeutet, dass Feuerwerke mehr Feinstaub verursachen, als der Straßenverkehr in einem gesamten Jahr.
Der Hauptbestandteil der pyrotechnischen Sätze besteht überwiegend aus Schwarzpulver. Wenn zudem Farbblitze den Himmel erhellen, werden für die Farbeffekte verschiedenste Schwermetallpartikel eingesetzt, deren Spitzenkonzentrationen sogar die Arbeitsgrenzwerte überschreiten und einen toxisch bedenklichen Bereich erreichen. Verschiedene Farbeffekte werden beispielsweise durch Barium (grün), Strontium (rot) und Kupfer (blau) erreicht (Illini, 2004).
Doch wie schädlich ist die Feinstaubbelastung für den Menschen tatsächlich? Dass Feinstaub eine gesundheitsbelastende Komponente hat, ist unumstritten. Ab welcher Dosis Feinstaub jedoch krank macht, ist noch nicht geklärt. Wir leben bereits in einer Umwelt, in der wir fast immer mehr oder weniger Feinstaub ausgesetzt sind, wie beispielsweise im Straßenverkehr, in der Landwirtschaft, beim Kochen oder Rauchen. Sehr hohe Konzentrationen bzw. ein permanenter Feinstaubgehalt in der Luft führen jedoch zu erheblichen Beeinträchtigungen der menschlichen Gesundheit und zu einer eingeschränkten Lebensqualität im Generellen. Deutlich wird dies in Großstädten Asiens. Die Menschen schützen sich dort mit Gesichtsmasken und in ihren Häusern oder Wohnungen werden Filteranlagen eingebaut, um die Feinstaubbelastung zumindest dort etwas zu reduzieren. Die inhalierten Feinstaubpartikel können Alveolen (Lungenbläschen) durchdringen und sind insbesondere für Personen mit Erkrankungen der Atemwege oder Asthmatiker gefährlich. Zudem steigen Verletzungsgefahr bzw. Unfallhäufung zur Silvesternacht ungeheuer an. Verletzungen wie Verbrennungen, Augenverletzungen, Hörschäden oder Knalltrauma sind häufige Konsequenzen von unsachgemäßem Hantieren mit Feuerwerkskörpern.
Aber auch für Haus- und Wildtiere, stellen die Lärm-, Luft-, und Lichtverschmutzung eine massive Beeinträchtigung dar. Vögel oder andere Wildtiere werden durch Lichteffekte und Knallgeräusche irritiert und in die Flucht getrieben. Auf der Flucht können Tiere die Orientierung oder den Anschluss an den Familienverband verlieren, gegen Hindernisse prallen oder andere Unfälle erleiden. Aber auch wenn keine sichtbaren Reaktionen gezeigt werden, steigt während eines Feuerwerks die Herzschlagrate dramatisch an, wie Untersuchungen an den Gänsegeiern im Zoo Salzburg ergeben haben. Die Tiere leiden unter massiven Stress, dessen physiologische Folgen sich bei wiederholten Störungen negativ auf Fitness und Gesundheit der Tiere auswirken.
Gerade im Winter, wenn Wildtiere aufgrund der Witterungsbedingungen und der geringen Nahrungsverfügbarkeit im Energiesparmodus leben, sind Erschöpfung und Konditionsverlust besonders kritisch. Feuerwerke mit ihren Licht- und Knalleffekten führen nicht zu einer Gewöhnung, sondern im Gegenteil zu einer Sensibilisierung. Dies bedeutet, dass Tiere bei Wiederholung schneller und auf größere Distanzen reagieren. Gerade die Silvesternacht führt zu Massenfluchten von Vögeln, wie Untersuchungen ergeben haben (Stickroth 2015).
Die Feuerwerks-Tradition zum Jahreswechsel scheint einem Großteil der Bevölkerung Freude zu bereiten. Vielen ist jedoch nicht bewusst, dass sie sich dabei unachtsam gegenüber Natur und Umwelt verhalten. Es wäre längst an der Zeit, ein Umdenken einzuleiten! Mittlerweile haben zahlreiche Städte private Feuerwerke verboten, dies wäre auch in Salzburg zumindest ein erster Schritt. (ml, sw) Literatur:
IIIini, B. (2014): Emissionen von Feuerwerken, Gesundheitsgefährdung, Umweltbelastung, Sicherheitsaspekte. Herausgeber: Österreichischer Verein für Kraftfahrzeugtechnik (ÖVK).
Stickroth, H. (2015): Auswirkungen von Feuerwerke auf Vögel – ein Überblick. Vogelschutz 52: 115 – 149.
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/silvester-wie-gross-ist-das-feinstaubproblem-a-1185465.html https://help.orf.at/stories/2886126/
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